Hormone im Speichel

Im Gegensatz zu der Hormonbestimmung im Serum werden bei der Speichelbestimmung die freien – also aktiven Hormone bestimmt. Sie stellen damit ein Maß für die zur Zeit der Probenentnahme spontan verfügbare Hormonaktivität dar. Die Sekretion von freien Hormonen ist aber stark von der jeweils aktuellen Situation des Patienten abhängig (Tageszeit, Stress usw.) Es reicht daher nicht aus, lediglich eine Probe zur Analyse heran zu ziehen, sondern es sollte ein Pool von mindestens drei Proben, die jeweils im Abstand von einer Stunde gesammelt werden und für die Bestimmung eingesetzt werden. Die in hohem Maße an Eiweiße gebundenen Serumhormone stellen im Gegensatz zu den freien Hormonen den Pool dar, aus dem sich der Körper bei Bedarf die freien Hormone herstellt. Daher kann die Bestimmung von freien Hormonen im Speichel auch die Bestimmung im Serum nicht ersetzen, sondern es kommt auf die jeweilige Fragestellung an, ob das eine oder das andere Verfahren vorzuziehen ist. So dient die Speichelbestimmung eher der Therapiekontrolle und der Messung des tatsächlich verfügbaren Hormons, während die Serumbestimmung eher zur Beurteilung der Langzeit-Basiswerte eingesetzt wird.

Die Speichelbestimmung dient vor allem der Kontrolle des therapeutischen Einsatzes von Hormoncremes oder Pflaster, da die Konzentration im Speichel stärker und schneller ansteigt. Den Vorteilen der Speichelbestimmung (Messung der freien Hormone, unblutige  Probennahme, Tages Profile usw.) stehen allerdings auch Nachteile gegenüber. Die niedrige Konzentration der jeweiligen Analyte im Speichel hat größere Messwert Schwankungen zur Folge. Die Vorschriften der Probennahme sind penibel einzuhalten. So können schon kleinste Blutbeimengungen im Speichel das Messergebnis drastisch verändern.

Bitte daher unbedingt unsere Anleitung zur Speichelgewinnung jedem Patienten mitgeben.

DHEA (Dehydroepiandrosteron):

DHEA gehört wie auch DHEA-S zur Gruppe der Androgene und stammt zu etwa 10% aus dem Ovar und zu etwa 90% aus der Nebennierenrinde und ist somit der wichtigste Marker der Androgenproduktion. Während DHEA-S die inaktive Hormonvorstufe darstellt, kann das lipophile DHEA in die Zellen des peripheren Zielgewebes aufgenommen, zu Androgenen und Östrogenen konvertiert und wieder in die Zirkulation abgegeben werden. Nur das freie, nicht proteingebundene DHEA kann in die Zellen gelangen und dort wirksam werden. Auch in den Speichel kann nur das freie DHEA aus dem Serum übertreten. Im Speichel kann daher die wirksame DHEA-Konzentration gemessen werden.

Es zeigt eine ausgesprochene Tagesrhytmik mit Höchstwerten in den frühen Morgenstunden.
Es besteht keine Zyklusabhängigkeit.

Progesteron:

Progesteron ist das wichtigste natürliche Gestagen: Es hat eine deutliche Zyklusabhängigkeit mit ansteigenden Werten ab ca. dem 14. Zyklustag und abfallenden Werten ab ca. dem 21. Zyklustag.

Östradiol:

Östradiol (E2) ist das endokrinologisch wirksamste ovarielle Östrogen und wird vorwiegend im reifen Follikel unter FSH Einfluss gebildet. Es besteht eine deutliche Zyklusabhängigkeit.

Testosteron:

Testosteron ist das wichtigste androgen wirksame Steroidhormon. Testosteron ist zu ca. 98% an ein Trägereiweiß (SHBG) gebunden. Daher ist es hier besonders wünschenswert den freien und somit physiologisch wirksamen Teil zu bestimmen.

Östriol:

Östriol oder auch Estriol ist eines der drei Hauptöstrogene, die im menschlichen Körper gebildet werden. Es wird während einer Schwangerschaft, in relativ großer Menge durch den Fötus gebildet. Da die Normwerte von Östriol von einer intakten mütterlich-plazentar-fötalen und von einem funktionierenden fötalen Metabolismus ausgehen, sind mütterliche Östriolbestimmungen dienlich, um den fötalen Status während der Schwangerschaft, besonders während des letzten Drittels zu überwachen. Niedrige Werte können Entwicklungsstörungen des Kindes anzeigen.
Der Östriolspiegel von nicht schwangeren Frauen unterscheiden sich nicht deutlich vor und nach den Wechseljahren und den Werten von Männern.

Cortisol:

Cortisol ist ein Steroidhormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird. Auch Cortisol ist zu ca. 90% an ein Eiweißmolekül gebunden (CBG). Nur ein geringer Anteil des Cortisols zirkuliert frei im Blut und kann mit den entsprechenden Rezeptoren interagieren.
Cortisol unterliegt einer starken Tagesrhytmik.

Probenmaterial:

Für die Bestimmung von DHEA, Progesteron, Östradiol, Testosteron und Östriol benötigen wir drei gefüllte Spezialröhrchen „Salicaps“ (bitte im Labor anfordern) mit Speichel, der jeweils im Abstand von einer Stunde gewonnen wird. Für die Cortisolbestimmung benötigen wir gesondert Cortisol-Salivetten.